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--- News und Berichte ---

 

Nr.IX: Nordamerika

06.05.2009 bis 07.11.2009

 

 

10.11.2009, Ensenada (Mexiko): Mit Marlies und Setso unternehmen wir einen Ausflug (per Auto) in den Joshua Tree Nationalpark, wo wir auch unsere Fahrradfreunde Uwe und Simone (siehe getroffene Radler) (die sich für zwei Wochen einen Mietwagen genommen haben, bevor sie in Neuseeland und Australien radeln wollen) treffen. Der Park ist phantastisch: malerische Granitblöcke, unzählige Joshua Bäume, jede Menge verschiedene Kakteen. Wir sehen und hören Kojoten, Erdhörnchen flitzen von einem Schattenplatzerl zum nächsten und nachts steht der Vollmond hoch über uns und hüllt die Wüstenlandschaft in ein gespenstisch weißes Licht. Tagsüber wandern wir durch die abwechslungsreiche Landschaft und abends wenn es kühl wird sitzen wir lange am knisternden Lagerfeuer.

 

 

 

  

 

 

 

Nach ein paar weiteren Tagen in Los Angeles ist es für uns an der Zeit, wieder in die Pedale zu treten und uns von Marlies und Setso zu verabschieden. Wir rollen der Küste folgend nach Süden. Es ist kein einsames Dahinrollen durch die Natur mehr, sondern eine Stadt folgt der nächsten und von San Diego aus blicken wir zum ersten Mal über die Grenze nach Mexiko. Der Abschied von den USA fällt uns fast schwer, da wir in den letzten Tagen noch jede Menge netter Leute kennen gelernt haben (Danke an Steve, Linda, Dave, Paul - siehe auch unsere Kreativseite). Wir wählen den (aufgrund von Drogenbanden-Kriegen verrufenen) Grenzübergang bei Tijuana – nachdem wir keine Drogenbarone sind haben wir auch keine Probleme J. Es ist die meistfrequentierte Grenze der Welt, trotzdem sind wir im Nu in Mexiko! Hätten wir uns nicht selbst um einen Einreisestempel und eine Touristenkarte gekümmert, wären wir ohne aufgehalten zu werden einfach über die Grenze spaziert. Der Unterschied zwischen den USA und Mexiko ist krass: Mexiko ist um vieles ärmer als das Nachbarland – das ist augenscheinlich. Straßen haben Löcher, Sandhäufen und Steine liegen auf der Fahrbahn, Müll überall. Alles wirkt irgendwie schief und selbst gemacht, aber farbenfroh. Musik dröhnt aus Werkstätten und Geschäften. Passanten winken uns zu und Autofahrer hupen und strecken uns nach oben gerichtete Daumen aus den Fenstern. Lebensfrohe, lachende Gesichter überall. Es macht Spaß wieder in einem neuen Kulturkreis, in einem neuen fremden Land zu sein. Das staubige Tijuana haben wir bald hinter uns gelassen und gelangen zurück an die Küste. Wir fahren auf der Autobahn, da uns die kleine Straße zu gefährlich erscheint. Natürlich ist Radfahren auf der Autobahn auch in Mexiko verboten, aber das stört weder uns noch die Polizei. Am Weg nach Süden liegen kleine Orte in denen sich reiche Amerikaner eingezäunte Paläste bauen, Essensbuden reihen sich an den Strassen, wir finden leckere Bäckereien, an den Stränden stehen Hochhaushotels für sonnenhungrige Touristen und hinter uns her laufen jede Menge verwilderte Hunde. Wir erreichen nach zwei Tagen Ensenada, eine Stadt mittlerer Größe. Über die "Radfahrer beherbergen Radfahrer"-Seite www.warmshowers.org finden wir eine tolle Unterkunft, haben für ein paar Tage unsere eigene Wohnung und saugen die ersten Eindrücke Mexikos in uns auf...

 

  

 

 

 

 

 

  

 


 

27.10.2009, Los Angeles (Kalifornien - USA): Marlies hat uns Karten für das U2 Konzert am 25.10. im Rose Bowl Stadion, welches das zweit größte Stadion der USA ist, besorgt. Allein zwei Stunden sind wir mit dem Auto auf Stadtautobahnen in der Stadt unterwegs, um in die Nähe des Stadions  zu gelangen. Dann geht es mit dem Shuttlebus zum Eingang. Beinahe 100.000 Besucher drängen sich vor den Eingängen, am Rasen und auf den Tribünen. Die Bühne ist ein riesiges Gebilde, das optisch irgendwo zwischen Raumstation und Krake einzuordnen ist. Sie ist soll die bisher größte Konzertbühne der Welt sein. Nach einer mäßig guten Vorgruppe (Black Eyed Peas) ist es gegen 21:00 Uhr  soweit. U2 treten ins Rampenlicht und eine Mega-Show beginnt. Licht, Video, Effekte, Rauch, die Bühne wirkt mit jeder neuen Beleuchtung surrealer und die Menge tobt. Das Konzert ist grandios, die Stimmung riesig und wahrscheinlich schafft es nicht einmal der Papst 100.000 Menschen (von denen viele wohl gar nicht religiös sind) zum ausgelassenen Singen eines "Kirchenliedes" zu bewegen – "I Still Haven’t Found What I’m Looking For" J

 

 

 

 

 


 

24.10.2009, Los Angeles (Kalifornien - USA): In dichtem Nebel rollen wir hinaus aus San Francisco. Schnell lassen wir die Großstadt hinter uns und sind zurück auf einer wunderschönen Küstenstraße, die sich an steilen Kliffs entlang windet. Sonnenschein und Rückenwind begleiten uns. Das Land ist trocken, Temperaturen klettern unter Tags auf über 30 Grad Celsius, plötzlich wachsen Kakteen und Palmen neben der Strasse – wir sind in Südkalifornien! Im Hinterland werden riesige Felder bewässert - Erdbeeren, Kürbis und Artischocken sind gerade reif und werden neben der Straße zu Spottpreisen angeboten. Plötzlich sehen wir am Strand eine Seeelephanten Kolonie, die uns mit den dazugehörigen Geräuschen und Gerüchen stark an die Walrosskolonien in Spitzbergen erinnert. Wir kampieren unterwegs in netten "State Parks" oder sind zu Besuch bei interessanten Leuten. Schnell kommen wir voran und schon sind wir im Großraum Los Angeles. Über 14 Millionen Menschen leben in der Metropolregion und deshalb hat die Stadt gigantische Ausmaße angenommen. Allein 130 Kilometer fahren wir durch Stadtgebiet, um zu unseren österreichisch-bulgarischen Freunden Marlies und Setso im Süden der City zu gelangen. Meist rollen wir auf einem Radweg, der den langen Stränden am Pazifik folgt. Jede Menge SurferInnen, SonnenanbeterInnen, RollerbladerInnen, SkateborderInnen, Beach-VolleyballerInnenn und RadlerInnen sind unterwegs und wir genießen relaxte kalifornische Atmosphäre. Wir parken die Räder für ein paar Tage, schnuppern Großstadt- und Strandluft, nehmen uns Zeit, um unsere weitere Route zu überlegen, und sind bei einem weiteren Highlight der anderen Art mit dabei...

 

  

 

 

 

 

 

 

 


 

13.10.2009, Sacramento (Kalifornien - USA): Wir machen einen Abstecher nach Sacramento, wo wir mit unseren Gastgebern Michael, Marc und deren österreichischen Mutter einen gemütlichen Abend verbringen und somit schon einen sprachlichen Einstieg in den morgigen Tag haben. In der Früh regnet es Katzen und Hunde, deshalb verbringen wir unseren Tag in der Hauptstadt Kaliforniens in Kaffeehäusern bis die große Stunde anbricht. Arnold Schwarzenegger, der Gouverneur von Kalifornien und wohl berühmteste Auslands-Österreicher bzw. -Grazer hat uns zu einem Treffen in sein Büro eingeladen. Nach der Sicherheitskontrolle am Eingang des Regierungsgebäudes und der Anmeldung bei der Rezeption des Gouverneurs sind wir im Herzen des Kapitols. Schwarzenegger-Bilder aus allen Lebensphasen, Geschenke, Fahnen und Auszeichnungen schmücken den Gang zum Gouverneursbüro. "Kommts nua eina!", winkt uns Arnold Schwarzenegger herein und grinst. Es ist spannend, plötzlich einem der berühmtesten Menschen der Welt gegenüber zu stehen. In breitem steirischem Dialekt plaudern wir über unsere Reise. Wo wir schon überall waren, wo es noch hin geht, wie viele Kilometer wir bereits geradelt sind,... Und als Bestätigung, dass man seinen eigenen Weg gehen muss, meint er: "Meine Mutter hat auch immer gesagt, ich soll eine richtige Arbeit machen und nicht Bodybuildern und Filme drehen." Gut, dass er nicht immer auf sie gehört hat! Wir posieren für ein Foto, trinken Gouverneurskaffee und in einer Extraführung wird uns das Kapitol gezeigt. Was für ein Erlebnis – die Amerikaner würden sagen: "Arnold rocks!" Wir verabschieden uns, es geht zurück nach San Francisco und in Folge weiter entlang der Pazifikküste nach Süden...

 

  

 

 


 

10.10.2009, San Fraancisco (Kalifornien - USA): Nach erholsamen Tagen in Seattle schwingen wir uns wieder auf unsere Sättel und rollen in Richtung Süden. Schnell sind wir an der amerikanischen Pazifikküste, der wir in den nächsten Wochen folgen wollen. Steile Kliffs, Basaltfelsen in der rauen See vor langen Sandstränden und kleine Buchten. Strahlender Sonnenschein und Winde aus Nordwest (also Rückenwind :-) begleiten uns. Es ist tagsüber warm, ungemütlich kühl am Abend und nur knapp über dem Gefrierpunkt in der Nacht. Die Fahrt ist anstrengend, täglich "klettern" wir über tausend Höhenmeter, ein Hügel folgt dem nächsten. Doch es ist mit Abstand die schönste Küstenstrecke unserer bisherigen Reise. Leider ist in Washington und Oregon relativ viel Verkehr und die Straße oft zu schmal, was das Naturerlebnis etwas trübt. Jedoch als wir Kalifornien erreichen gibt es meist Alternativrouten, kleine Straßen, die sich einsam der Küste entlang schlängeln und keinen der Hügel auslassen. Wir kommen vorbei an vom Wind in Richtung Süden gekämmten Bäumen und Sträuchern und durch kleine Orte, in denen wir durch die Webseite www.warmshowers.org oft Kontakte haben. Dazwischen liegen gemütliche Campingplätze auf der Strecke in "State-Parks", wo es einen günstigen Radler/Wanderer-Tarif gibt. Zum wild-campieren eignet sich die Gegend leider nicht. Wir sind nicht die einzigen RadfahrerInnen, die sich entlang der Steilküste nach Süden schuften. Wir treffen etliche Amerikaner, die von Seattle nach San Diego (also von der kanadischen Grenze zur mexikanischen Grenze) strampeln. Auch ein paar Europäer sind unterwegs. Nachdem es hier von RadfahrerInnen nur so wimmelt und wir bei weitem nicht mit allen ins Gespräch kommen, haben wir nur ein paar, die länger unterwegs sind bzw. mit denen wir mehr Kontakt hatten oder auch ein Stück gemeinsam geradelt sind auf unsere Seite aufgenommen – siehe getroffene Radler. Viel Spaß haben wir vor allem mit Uwe und Simone aus Bonn. Ein weiteres Highlight an der Küste war die Fahrt durch die Mammutbaum-Wälder (Redwoods). Wir bestaunen Baumriesen, die über 100 Meter hoch und teilweise über 3000 Jahre alt sind und fühlen uns daneben richtig klein! Über die Golden Gate Bridge erreichen wir nach fast 2000 Kilometern ab Seattle, die bisher mit Abstand schönste Stadt der Neuen Welt auf unserer Reise: San Francisco. Jede Menge Atmosphäre - die wollen wir genießen, deshalb bleiben wir für ein paar Tage.

Der Westen der USA entspricht bei weitem nicht dem gängigen USA-Klischee: Jede Menge Hybrid-Fahrzeuge säumen die Straßen. Ganz vorne dabei ist der Toyota Prius, aber wir sehen neben anderen Hybrid-PKWs auch Hybrid-LKWs und sogar den Tesla-Roadster (Elektro-Sportwagen). In Supermärkten gibt es eine Riesenauswahl an organischen Produkten, die man sich sogar leisten kann. Organische Supermärkte und Bioläden findet man nicht nur in großen Städten, sondern auch in kleineren Orten. Und man tut etwas für die RadfahrerInnen: In San Francisco wird zum Beispiel das Radwegenetz im nächsten Jahr verdoppelt. Der amerikanische Westen ist nicht "super-grün", aber es ist ein großräumiges Umdenken im Gange und in so mancher Hinsicht könnte sich Europa, wo der Umweltschutzgedanke zurzeit wenig "in" ist, daran ein Vorbild nehmen.

 

  

 

 

 

 

 

  

 

 

 


19.09.2009, Seattle (Washington - USA): Nach einer weiteren Runde um Spitzbergen – eine Wanderreise mit tollen Tierbegegnungen – sind wir für einen kurzen Stop in Österreich. Wir besuchen Familie und Freunde, klappern Ärzte ab (unser jährlicher Gesundheitscheck) und setzen uns mit Sponsoren und Presse zusammen. Unter anderem interviewen uns "Ö1" und "Radio Steiermark" und wir haben einen Termin mit der "Kronenzeitung" und "Die Presse". Northland Professional stattet uns wieder mit jeder Menge neuem Equipment aus (www.northland-pro.com) und von Radsport Kotnik bekommen wir Ersatz- und Austauschteile für unsere Räder (www.kotnik.at).

 

   

 

Bald sind wir zurück in Vancouver bei unseren Rädern, die wir "runderneuern" und fit für weitere tausende Kilometer machen. Nach drei Tagen sind wir startklar und gemeinsam mit Niki, einer Freundin bei der wir nördlich von Vancouver übernachtet haben, brechen wir in Richtung Seattle auf. Lange fahren wir durch verstädtertes Gebiet, bis wir zur amerikanischen Grenze kommen. Danach ist das Radeln angenehmer und wir rollen oft über kleine Landstrassen oder Waldwege und manchmal an der Küste entlang. Wir übernachten bei Glenn, den wir im Yukon kennen gelernt haben. Er hat gerade einen sehr schrägen Film heraus gebracht, bei dem er als Investor und Schauspieler – als der Mann mit dem Blumentopf am Kopf – beteiligt ist. Der Streifen heißt "Kung Fu Joe" und ist über die Seite www.kungfujoemovie.com erhältlich. Wir fahren weiter und "hüpfen" über Inseln in Richtung Seattle. Ein bisschen Regen, viel Sonnenschein und durch dichten Nebel erreichen wir (mit einer weiteren kurzen Fähre) Seattle, wo wir bei Caroline und Roman – "ausgewanderte" Österreicher – zu Gast sind und unsere erste amerikanische Grosstadt unsicher machen. Nach schönen Tagen am Rad gemeinsam mit Niki, verlässt sie uns und fährt über Vancouver Island zurück nach Hause. Wir bleiben ein paar Tage in Seattle und fahren in Richtung Südwesten an die Küste weiter...

 

  

  


 

15.08.2009, Longyearbyen (Svalbard): Wir parken unsere Räder in Wanda und Tonys Garage und begeben uns auf den Weg nach Europa bzw. in die Arktis. Kurz stoppen wir in Österreich, besuchen für eine Woche Familie und Freunde und fliegen weiter nach Longyearbyen, Svalbard. Am nächsten Tag schießen wir unsere Gewehre ein (Eisbärengefahr!) und gehen an Bord der „Antarctic Dream“, unser Zuhause für das nächste Monat. Gemeinsam mit drei weiteren Guides führen wir 10-tägige Touren rund ums Archipel. Wandern, draußen sein, die Natur erleben und ein Touch von Wissenschaft sind Hauptaugenmerk unserer Reisen. Angenehme interessierte Gäste, phantastische Tierbegegnungen, jede Menge Eisbären, oft dichtes Packeis und gutes Wetter begleiten uns. Gerade sind wir von der zweiten Reise zurück und im Hafen von Longyearbyen. Am Nachmittag kommen die neuen Gäste an Bord und starten zu einer weiteren Umrundung Spitzbergens...

 

  

 

  

 

  

 

  

 


 

12.07.2009, Vancouver (British Columbia - Kanada): Nach einem schönen Tag mit Reiten und Ausspannen in Hudsons Hope, verabschieden wir uns von Rebecca und Stefan. Steil geht es ins Tal hinunter und Philipp erreicht eine der schnellsten Geschwindigkeiten der Reise (siehe Superlative), dann strampeln wir wieder in die Hügel und gegen den Wind. Nach wie vor quert der eine oder andere Bär unseren Weg, Rehe hopsen aufgeschreckt in die Büsche und immer mehr Blumen strecken ihre Blüten gegen die Sonne. Wir machen Pause in Prince George und versuchen bei der Weiterfahrt möglichst die Hauptstraße zu meiden, da nun immer mehr Verkehr aufkommt. Das Wetter ist instabil und es wird zur Regel, dass auf einen Sonnentag drei Regentage folgen. Es ist kühl und feucht und der Wind kommt nach wie vor aus der falschen Richtung. Doch wir haben das Glück, viele interessante Leute auf unserer Strecke kennen lernen und besuchen zu dürfen. AussteigerInnen, NaturliebhaberInnen, Yoga- und GesundheitsfanatikerInnen, AussichtsfetischistInnen, KakteenzüchterInnen und Biodynamic-FarmerInnen und die üblichen Fahrradfreaks. Somit wird das schlechte Wetter zur Nebensache. Wir kämpfen uns etliche Hügel hinauf und als wir in Richtung Whistler (Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2010) abzweigen, kommen wir wieder in die Berge. Wir genießen tolle Stimmungen an Seen und Flüssen, bewältigen steile Schotterpisten über Pässe und erhaschen manchmal sogar ein Blick auf die Berge und Gletscher, wenn die Wolken aufreißen. Als wir Vancouver erreichen, scheint die Sonne und wir kommen bei lieben Leuten unter. Wir flanieren durch die erste Großstadt auf unserer Amerika-Strecke. Für die nächsten (beinahe) zwei Monate werden wir unsere "Gäule" hier unterstellen, denn es geht (wie jedes Jahr) zum Geldverdienen nach Svalbard (Spitzbergen), wo wir als FremdenführerIn arbeiten werden (www.oceanwide-expeditions.com)...

 

 

   

 

   

 

  

 

   

 

  

 

  

 

   

 


 

24.06.2009, Hudson's Hope (British Columbia - Kanada): Wir verlassen Whitehorse in Richtung Südosten. Es sind über 500 Kilometer zum nächsten Ort. 500 Kilometer Hügelland, Wald, Bären und wunderschönes Wetter. Wir kommen gut voran und erreichen den kleinen Ort Watson Lake, wo wir bei netten Couchsurfern (www.couchsurfing.org) unterschlüpfen und unseren ersten richtigen Regentag im Trockenen verbringen. Hier gibt es für uns zwei Möglichkeiten weiter zu fahren: entlang des Steward Cassiar Highways oder des Alaska Highways. Den Steward Cassiar sind wir vor sechs Jahren schon mal geradelt (siehe www.philipp-schaudy.net), also entschließen wir uns für Zweiteren. Allerdings sind vorerst beide Highways gesperrt! Der Cassiar HWY wegen eines Erdrutsches und der Alaska HWY wegen Waldbränden. Am nächsten Tag ist der Alaska Highway wieder offen und wir können losrollen. Wieder sind es über 500 Kilometer zum nächsten Ort, Fort Nelson. Diesmal geht es hinaus aus dem Hügelland und hinein in die Berge. Eine phantastische Szenerie aus Seen, Berggipfeln und Flüssen begleitet uns auf unserer Fahrt über etliche Pässe. Wir finden tolle Plätze zum Zelten und sehen Büffel, Ziegen und jede Menge Bären am Weg – es ist eine richtig bärige Gegend hier und wir sind froh, unseren Elektrozaun dabei zu haben. In einer Abfahrt stürzt Philipp und schürft sich Knie und Arme auf. "Zum Glück" wüten hier nach wie vor Waldbrände und über 80 Feuerwehrleute sind mit Hubschraubern und Autos unterwegs. "Erste Hilfe" Fahrzeuge sind bei den Camps stationiert und verarzten Philipps Schürfwunden. Zum Glück bleibt das Wetter einigermaßen gut, die Wunden trocknen und verkrusten schnell und wir erreichen Fort Nelson. Zum ersten Mal auf der gesamten Reise treffen wir in so kurzer Zeit so viele Langstrecken-Radler (siehe getroffene Radler) und ab Fort Nelson strampeln wir für 6 Tage gemeinsam mit dem Japaner Sohei, mit dem wir - auf der anstrengenden Strecke über Hügel und gegen Regen und Wind - richtig zusammenwachsen. Einen Regentag verbringen wir an einem kleinen See am Feuer, rösten Marshmallows und schauen einen Film in unserem mobilen Outdoor-Kino am Lap-Top. Das Wetter wird wieder besser und vor Fort St. John trennen wir uns von Sohei, der in Richtung Edmonton weiterfährt. Wir schlagen wieder westliche Richtung ein, Farmland beginnt und nach einem fürchterlichen Tag gegen den Wind (wahrscheinlich der stärkste Gegenwind seit der Strecke durch den australischen Nullarbor) werden wir im kleinen Ort Hudson’s Hope von dem ausgewanderten schweizer Pärchen Rebecca und Stefan vor dem Supermarkt buchstäblich von der Straße "aufgelesen" und verbringen einen gemütlichen Tag bei ihnen und abends an ihrem Lagerfeuer...

 

 

   

 

  

 

  

 

  

 

   

 


 

04.06.2009, Whitehorse (Yukon - Kanada): Wir rollen mit Rückenwind und strahlendem Sonnenschein hinaus aus Fairbanks. Auf unserer weiteren Strecke sind Versorgungsmöglichkeiten mehrere hundert Kilometer von einander entfernt und wir sind meist mit Lebensmitteln für mehrere Tage beladen. In Tok überholen wir Marten und Karin (siehe getroffene Radler), die wir schon bis Fairbanks einige Male getroffen haben. Wir gestalten für sie "Roadart" an der Strecke (siehe Kreativseite). Dunkle Wolken ziehen auf und für zwei Tage radeln wir durch kalte Regenschauer und können (müssen) zum ersten Mal unsere neue Regenausrüstung verwenden, die unser Sponsor "Northland Professional" zu uns nach Anchorage geschickt hat. So bleiben wir trocken! Nach zwei Tagen ist der Spuk vorbei und die Sonne scheint wieder vom beinahe wolkenlosen Himmel. Wir treffen Chris, der mit seinem Trike in Kanada und Alaska unterwegs ist (siehe getroffene Radler) und campen gemeinsam vor der kanadischen Grenze. Über der Grenze kommt uns Aaron entgegen, der vom Süden der USA unterwegs nach Alaska ist (siehe getroffene Radler). Phantastische Bergszenerie, herrliches Wetter, aber viel Gegenwind begleiten uns auf unserem Weg nach Süden. Vor allem entlang des riesigen Kluane See bläst uns der Wind kräftig entgegen. Der See ist noch zu gut zwei Drittel mit Eis bedeckt und sieht wunderschön aus. Es ist warm und die Moskitos beginnen langsam zur Plage zu werden sobald wir vom Rad steigen. Jedoch sind unsere Zeltplätze, die wir neben der Straße finden, – abgesehen von den Moskitos  - herrlich: meist haben wir grandiose Aussicht und können ein Lagerfeuer machen. Nach zehn Tagen auf der Straße erreichen wir Whitehorse und bleiben für ein paar Tage in der netten Stadt...

 

 

   

 

  

 

 

 

  


Mai 2009, Graz (Österreich): Das Buch "RadLerleben - Ansichten steirischer RadfahrerInnen, vom Sattel aus notiert." ist erschienen!!! "Radalltag anderswo" heißt unser Beitrag :-)

Herausgegeben ist das Werk von Wolfgang Wehap und erschienen im Leykam Verlag. Erhältlich ist "Radlerleben" um 16,50 Euro im Buchhandel und online z.B. bei . Lies mehr zum Buch und Auszüge der Beiträge bei "ARGUS - Die Radlobby"!

Ebenso ist zum Buch ein 20 minütiger Film erschienen, bei dem auch wir mitwirken. Er ist um 12 Euro bei ARGUS erhältlich. Einfach Mail an folgende Adresse schicken:

   


 

23.05.2009, Fairbanks (USA - Alaska): Von Agra ist es nur noch eine kurze Fahrt von drei Tagen, bis wir Delhi erreichen. Es ist heiß und die "Luft" in der Großstadt ist so schlecht, dass man sie beinahe schneiden kann. Wir kommen bei "Couchsurfern" unter (www.chouchsurfing.org), Kartons für die Räder sind schnell besorgt, wir bekommen unsere deponierten warmen Sachen (Fleece, Schlafsäcke, Handschuhe, Zelt,...) geliefert, packen, genießen noch ein letztes Mal das gute indische Essen und fliegen am 06. Mai ab in Richtung Alaska...

 

   

 

Die Temperatur ist knapp über null und es nieselt, als wir in Anchorage aus dem Flugzeug klettern und von unseren Freunden Elke, Roy und ihren Kindern Maya und Anika begrüßt werden. Doch bereits nach der ersten "Nacht" (es bleibt hier mittlerweile so gut wie rund um die Uhr hell :-) ist der Himmel strahlend blau, es hat angenehme 10 bis 15 Grad und ist einfach herrlich! Schnell ist das schweißtreibende Klima Indiens vergessen und wir stürzen uns in die letzten Vorbereitungen, um aufzubrechen. Räder zusammenbasteln, Bären(pfeffer)spray und eine Signalpistole (zur Bärenabwehr) kaufen und wir leisten uns einen Nur-einen-Kilo-leichten Bären-Elektrozaun, den wir nachts um unser Zelt aufstellen werden. Noch zu gut haben wir die Nächte unserer letzten Alaska-Kanada-Reise vor sechs Jahren in Erinnerung, in denen wir (v.a. Valeska) wegen der Bären manchmal kaum ein Auge zugetan haben (siehe www.philipp-schaudy.net). Das soll diesmal anders sein! Nach ein paar angenehmen Tagen in Anchorage rollen wir los. Klare kühle Luft, die Birken und Weiden treiben gerade aus, der letzte Schnee schmilzt und die ersten Blumen recken sich gegen die Sonne - es riecht nach Frühling im Norden! Zusehends nimmt der Verkehr ab und gemütlich strampeln wir am breiten Seitenstreifen nach Norden und kommen nach Talkeetna, wo wir Ralf besuchen (www.warmshowers.org) und IN seinem Fahrradshop "WE CYCLE" übernachten! Er ist ein absoluter Fahrradfreak und beherbergt außer uns noch Karin und Marten, die aus Holland auf Radtour sind und ebenfalls am Weg nach Südamerika (siehe getroffene Radler). Bereits in Talkeetna erhaschen wir phantastische Blicke auf den Denali (Mt. McKinley) und die gesamte Alaska Range. Danach sind grandiose Zeltplätze an Flüssen und Seen mit tollem Panoramablick Lohn für die anstrengenden Höhenmeter und den Gegenwind beim Radeln. Nachts fallen die Temperaturen noch gut unter null, tagsüber ist es sonnig und angenehm warm. Karin und Marten treffen wir am Weg ständig wieder und campen einige Male gemeinsam. Wir wollen für ein paar Tage in den Denali Nationalpark fahren. Autos sind nicht erlaubt, dafür rollen dort in der Saison alle halben Stunden Shuttle-Busse mit tausenden Touristen auf der Schotterstrasse hin und her. Campen ist nur auf den wenigen Campingplätzen erlaubt und man muss oft Tage am Eingang warten, bis man einen Zeltplatz bekommt. Aber: wir sind für all den Trubel eine Woche zu früh dran. Die Campingplätze sind noch geschlossen, die Busse noch nicht in Betrieb genommen. Die einzige Möglichkeit in den Park zu kommen ist mit dem Fahrrad! Wir organisieren uns eine "Backcountry Permit", die uns erlaubt überall zu zelten (wenn die Saison los geht ist das nicht mehr erlaubt), und fahren los. Nach wenigen Kilometern ist "das Aus" für Autos und wir sind alleine im Park! Herrlich, phantastisch, grandios! Das Wetter ist bombig und wir sehen Grizzlys, Elche, jede Menge Rentiere, unzählige Hasen und Schneehühner, Gebirgsschafe, Greifvögel und Erdhörnchen. Die Strasse windet sich durch die Täler und über Pässe und die Aussicht auf die Berge ist wunderschön! Abends verabreden wir uns meist mit Karin und Marten, und die beiden sind froh bei der großen Bärendichte im Park innerhalb unseres Bärenzauns zu stehen. Nach einigen Tagen sind wir zurück am Highway und strampeln in zwei Tagen über etliche (steile!) Hügel nach Fairbanks, wo wir in Heidi und Davids Hütte einziehen, ein paar Tage Pause machen und warten, dass unsere Freunde vom Urlaub zurück kommen...